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Daniela Harmening und Frederike Kurz bewältigen ihren eigenen Mega-Marsch

Daniela Harmening und Frederike Kurz bewältigen ihren eigenen Mega-Marsch

Foto: Daniela Harmening und Frederike Kurz sind vor dem Start guten Mutes.

Sport. Die Enttäuschung war groß bei Daniela Harmening und Frederike Kurz als die offizielle Absage des Mega-Marsches am 13. und 14. Juni 2020 über 100 Kilometer durch das Weserbergland von den Veranstaltern eintrudelte. Sollte die ganze Trainingsarbeit umsonst gewesen sein. Die beiden Freundinnen beschlossen, die Originalstrecke auf eigene Faust zu bewältigen. Und so trafen sie sich am vergangenen Montag um 6 Uhr in der Früh auf dem Rintelner Marktplatz und stellten sich der Herausforderung. Daniela kam nach 21:40 Stunden und 103,5 Kilometern im Ziel wieder auf dem Marktplatz in Rinteln an. Weggefährtin Frederike musste mit einem dicken Knie bei Kilometer 92,4 aufgeben.

Die Streckenführung durch das Weserbergland war einfach fantastisch.
Die Streckenführung durch das Weserbergland war einfach fantastisch.

Sowohl Daniela Harmening als auch Frederike Kurz waren von der Idee eines Mega-Marsches durch Rinteln und Umgebung vom ersten Augenblick an begeistert. Doch bei der ersten Wanderung über 100 Kilometer durch das Weserbergland fehlten ihre Namen in der Teilnehmerliste. „Wir kannten uns noch nicht und wollten den beschwerlichen Weg nicht alleine auf uns nehmen“, erklärt Frederike. Über den Sport beim Weser-Fit in Rinteln lernten sich beide kennen. Das Duo schwamm auf einer Wellenlänge und so reifte die Idee, beim Mega-Marsch 2020 gemeinsam zu starten.

Im November 2019 stand die erste Trainingseinheit auf dem Programm. Es wurde eine Strecke von 28 Kilometern zurückgelegt. „Das lief super, ohne Probleme“, erinnert sich Daniela zurück. So steigerten die beiden Sportskanonen die Distanzen. Zwei Monate vor der eigentlichen Veranstaltung stand für Daniela und Frederike die Generalprobe über 70 Kilometer auf dem Programm. „Das funktionierte richtig gut“, weiß Frederike.

In der gemeinsamen Urlaubswoche zwischen dem 22. und 28. Juni sollte dann der Tag der Wahrheit kommen. „Wir haben die Wetterprognosen genau studiert und uns dann für den Montag als Starttermin entschieden“, verrät Daniela. Doch zuvor wurde die Strecke noch einmal abgefahren und Verpflegungspunkte mit Wasser zum Auffüllen der Trinkblasen eingerichtet. Der Rucksack war mit Müsli, Bananen, Brote und einem Lauflicht gepackt. „Ganz wichtig waren die Anti-Blasensocken, die Brasils zur Durchblutung der Hände und die Magnesiumsticks. Sie haben gute Dienste geleistet“, berichtet Frederike.

Gut gelaunt geht es dem Sonnenuntergang entgegen.
Gut gelaunt geht es dem Sonnenuntergang entgegen.

Pünktlich um 6 Uhr in der Früh ging es auf dem Rintelner Marktplatz los. Doch bereits nach fünf Kilometern drohte der Mega-Marsch ein jähes Ende zu nehmen. Bei Daniela war die Trinkblase nicht mehr richtig in Ordnung. „Wir haben uns beide angesehen und nur gedacht: Das darf doch jetzt nicht wahr sein“, erklärt Daniela. Die 41-Jährige hatte aber eine Idee, klemmte den Trinkschlauch wie eine Antenne nach oben, so lief das Wasser nicht mehr aus der Trinkblase heraus. „Das war zunächst das einzige Problem und so legten wir Kilometer um Kilometer zurück“, verrät Daniela. Die Strecke war fantastisch, hatte nur wenige Steigungen, auch am Hohenstein ging es nur sachte bergauf. „Das war einfach nur traumhaft, der Blick auf die Landschaft einzigartig“, erklärt Frederike. Die Anti-Blasensocken taten ihren Dienst. „Wir haben uns nur jeweils eine Blase gelaufen“, freute sich Daniela.

Je näher es der Ziellinie ging, umso schneller wurde das Duo. Auch das Wandern in die Nacht hinein brachte keine Probleme. „Es war bis 23 Uhr hell und wir wurden schneller und schneller“, sagt Frederike. Doch nach 80 Kilometern bekam Frederike Schmerzen im Knie und es schwoll an. „Ich hatte eine richtige Beule“, berichtet die 27-Jährige. In Rumbeck bei Kilometer 92,4 war dann Ende für Frederike. Es ging nicht mehr. „Ich hätte es bestimmt ins Ziel geschafft, aber ich wollte auch nichts riskieren“, meint sie. Nach einem Telefonat holte sie ihr Freund Antonio ab.

Geschafft: Daniela Harmening knackt die 100-Kilometer-Marke.
Geschafft: Daniela Harmening knackt die 100-Kilometer-Marke.

Für Daniela ging es die letzten zehn Kilometer dann alleine weiter. „Ich wollte es unbedingt schaffen, eine Aufgabe kam für mich nicht infrage“, versichert Daniela. Ihr Mann Nils war über die Tracking-App über jeden Schritt seiner Frau informiert. Nach genau 21 Stunden knackte Daniela die 100-Kilometer-Marke. Aber sie wollte die Runde beenden und erreichte um 3:30 Uhr in der Nacht wieder den Rintelner Marktplatz. Dort wurde sie von ihrem Mann mit einer Flasche Sekt empfangen.

Die Tage danach waren erst einmal mit Regeneration für die beiden Ultra-Wanderer angesagt. Das Knie bei Frederike schwoll wieder ab. „Ich war am Dienstag noch so aufgewühlt, dass ich nach meiner Ankunft kaum schlafen konnte. Erst am späten Nachmittag bin ich dann im Sitzen eingeschlafen“, erklärt Frederike. Und auch bei Daniela sorgten die Glückshormone für keinerlei Muskelkater. „Mir geht es gut und ich werde auch morgen schon wieder zum Sport gehen“, freut sie sich auf ihre Trainingsgruppe im Weser-Fit.

Für das Duo ist klar, dass sie auch beim Mega-Marsch 2021 dabei sein werden. „Dann hoffen wir allerdings, dass die Veranstaltung ohne Corona-Probleme über die Bühne gehen kann“, hofft Daniela. Und Frederike ergänzt: „Es muss ein wahnsinnig gutes Gefühl sein, unter dem Applaus der Zuschauer die Ziellinie zu überqueren.“

Im Ziel wird Harmening von ihrem Mann Nils mit einer Flasche Sekt überrascht und gönnt sich ein Schlückchen.
Im Ziel wird Harmening von ihrem Mann Nils mit einer Flasche Sekt überrascht und gönnt sich ein Schlückchen.