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eSport ist ein beliebter Zeitvertreib für die Jugendlichen in der fußballlosen Zeit

eSport ist ein beliebter Zeitvertreib für die Jugendlichen in der fußballlosen Zeit

Foto: Die B-Junioren-Kicker des SC Rinteln mit von links im Uhrzeigersinn: Benjamin Lohmann, Jannik Bartram, Jordan Frühmark, Mika Höfemann und Niklas Wiencke mussten ihre Fußball-Leidenschaft vom grünen Rasen an die Konsole verschieben.

Jugendfußball. Mit Freunden treffen, im Sportverein sich auspowern und Spaß haben, sich im Wettkampf gegen andere messen, viel Zeit mit seinem geliebten Hobby verbringen, auf das alles müssen unsere Kinder und Jugendlichen seit über einem Jahr coronabedingt verzichten. Nach einer kurzen Lockerung von August bis Oktober des vergangenen Jahres ruht der Trainings- und Spielbetrieb in fast sämtlichen Sportarten nun schon wieder seit November 2020. Deshalb sind viele Jugendliche zum eSport gewechselt. Unter eSport versteht man den unmittelbaren Wettkampf zwischen menschlichen Spielerinnen und Spielern unter Nutzung von geeigneten Video- und Computerspielen an verschiedenen Geräten und auf digitalen Plattformen unter festgelegten Regeln. So verschob sich der sportliche Wettstreit vom Platz oder der Halle an die Konsole.

Die B-Junioren des SC Rinteln sind ein gewachsenes Team und seit vielen Jahren ein verschworener Haufen auf dem Fußballplatz. In der abgebrochene Saison 2020/21 bestritt der SCR-Nachwuchs nur fünf Saisonspiele in der Bezirksliga Staffel 4. Mit sieben Punkten belegte der Aufsteiger beim Saisonabbruch einen gesicherten Mittelfeldplatz. „Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten, viele Spieler gehen zusammen zur Schule, so sind Freundschaften entstanden. Wir verstehen uns nicht nur auf dem Fußballplatz super, sondern auch daneben“, berichtet Jannik Bartram. Durch die strengen Corona-Beschränkungen verbrachten die B-Junioren des SCR viel Zeit an der Konsole. „Meistens spielen wir mit zehn oder elf Personen zusammen im Sport-Channel“, erklärt Bartram. Beim vor kurzem durchgeführten Sparkassen-E-Football-Masters nahmen fünf Rintelner erfolgreich an diesem Wettbewerb teil.

So konnte Bartram die B-Runde ohne Niederlage für sich entscheiden. Zudem erzielte der 17-Jährige mit einem schönen Freistoß das „Tor der Woche“. Bei den B-Junioren ist Bartram der Flügelflitzer, in der virtuellen Welt setzt er weiter auf das 4-4-2-System. „Viele Mitspieler sind auf eine Fünferkette gewechselt, doch ich kann mit der Viererreihe besser umgehen“, verrät Bartram. Sein erstes FIFA-Spiel war FIFA 11 auf dem Nintendo. Schon damals hatte der glühende Schalke-Anhänger einen großen Spaß an der Fußball-Simulation. Seine Lieblingsspieler in FIFA sind Cristiano Ronaldo und die 91er Ikonen-Karte von Lothar Matthäus. „Es macht einfach unfassbar viel Spaß, wenn man sich mit ehemaligen und aktuellen Spielern ein Team baut“, erzählt Bartram. Sein höchster Rang in FIFA war Gold 1 (20 – 22 Siege aus 30 Spielen). Doch er trainiert weiter fleißig, um sein großes Ziel – den Elite-Rang (23 Siege und höher) – zu erreichen. Davon ist der Linksfuß nicht mehr weit von entfernt.

Im Finale der B-Runde traf Bartram auf seinen Mitspieler Jordan Frühmark. „Das war schon cool, dass es ein Rintelner Endspiel gab“, meint der Dauerkartenbesitzer von Hannover 96. Mit dominantem Ballbesitzfußball zog Frühmark ins Finale ein. Der Spielmacher der SCR-B-Junioren setzt ebenfalls auf eine 4-4-2-Formation. Sein Lieblingsspieler ist der italienische Weltmeister Fabio Cannavaro. Durch ihn erreicht Frühmark oft die Kategorie Gold 1. „Wenn man so einen starken Verteidiger im Team hat, dann läuft die Defensive quasi von alleine“, bringt es Frühmark auf den Punkt. Niklas Wiencke hat ebenfalls seine Leidenschaft für den eSport entdeckt. Der Schalke-Fan wagte den Schritt, von der Vierer- zur Fünferkette und spielt ein 5-2-1-2-System. Seit der Umstellung läuft es für den Torjäger des SC Rinteln so richtig gut. „Durch den Systemwechsel bin ich zwar erst einen Schritt zurückgegangen, doch nun habe ich drei Schritte nach vorne gemacht“, weiß Wiencke. Dabei geholfen hat ihm auch seine Ikone Xavi. „Jeder Pass von ihm kommt zum Mitspieler“ berichtet Wiencke. Das merkt man auch anhand seiner Ergebnisse. So verbesserte er sich vom Silber 1-Spieler (11 – 13 Siege) zum Gold 3-Spieler (14 – 16 Siege). Zuletzt landete Wienecke zweimal infolge 16 Siege. Es fehlte nur ein weiterer Erfolg zum nächsten Rang. „Das ist natürlich ärgerlich, aber Aufgeben ist für mich keine Option. Ich werde die Ferien nutzen, um mich weiter zu verbessern. Ich bin auf einem guten Weg“, weiß Wiencke.

Mika Höfemann ist einer der talentiertesten Spieler der Mannschaft. Der Abwehrchef erreichte bereits den Elite-Rang. „Das ist der Wahnsinn“, freute sich Höfemann nach seinem Aufstiegs-Triumph. Beim Sparkassen-E-Football-Masters nahm der Defensivstratege ebenfalls erfolgreich teil. Von fast 60 Teilnehmern flog Höfemann erst im Halbfinale gegen seinen Teamkollegen Benjamin Lohmann raus. „Das ist dann natürlich ein blödes Gefühl. Man gibt alles, kommt bis ins Halbfinale und fliegt dann raus“, findet der Hannover-Fan ehrliche Worte. Seine Karriere an der Konsole starte Höfemann mit FIFA 11. Mit der Umstellung auf eine Fünferkette will er neu angreifen. Sein Lieblingsspieler ist der dreifache brasilianische Weltmeister Pelé. „Er kann einfach alles“, schwärmt Höfemann.

Ein weiterer eSport-Spezialist ist Benjamin Lohmann. Der Torwart erreichte teamintern bislang am häufigsten den Elite-Rang. Der Wolfsburg-Fan favorisiert die Fünferkette. „Man steht mit den fünf Verteidigern und den zwei Sechsern davor in der Defensive extrem gut. Beim Spiel mit dem Ball laufen dann meine beiden Außenverteidiger nach vorne und ich habe eine Überzahlsituation“, erklärt Lohmann seine Taktik. FIFA spielt er seit 2011 und das sehr erfolgreich. In FIFA 21 stürmt Lohmann mit der Team of the Week-Version seines Lieblingsspielers Wout Weghorst. „Der macht Tore wie am Fließband“, verrät er. Beim Sparkassen-E-Football-Masters scheiterte der SCR-Spieler erst im Finale. „Das war sehr frustrierend, es fehlte nur ein Sieg und ich wäre um 500 Euro reicher gewesen“, berichtet Lohmann. Im nächsten Jahr wird er erneut angreifen. „Nächstes Jahr hole ich mir den Sieg“, sagt der ehrgeizige Torwart.