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„Schwante“ Schwaneberg – Ein Vollblut-Fußballer mit Herz und Teamgeist

„Schwante“ Schwaneberg – Ein Vollblut-Fußballer mit Herz und Teamgeist

Foto: Hans-Jürgen „Schwante“ Schwaneberg 1974 und 2020.

Fußball. Der Aufstieg des TuS Hess. Oldendorf von der 2. Kreisklasse bis in die 3. Liga ist eng verbunden mit dem Namen Hans-Jürgen „Schwante“ Schwaneberg. Elf Jahre schnürte der Vollblut-Fußballer aus dem Auetal die Schuhe für den Gottwald-Club und erlebte dort seine fußballerischen Höhepunkte.

„Schwante“ (r.) war ein gefürchteter, kompromissloser Manndecker und schaltete fast immer die Mittelstürmer aus.
„Schwante“ (r.) war ein gefürchteter, kompromissloser Manndecker und schaltete fast immer die Mittelstürmer aus.

„Schwante“ kam erst spät zum Fußball. Erst mit 16 Jahren schloss er sich dem TSV Steinbergen an. Vorher spielte der gebürtige Rolfshäger Fußball nur auf dem Bolzplatz mit Schulkameraden und Freunden. „Der Fußball-Virus hatte mich schon früh gepackt. Ich hatte aber keine Gelegenheit, im Verein zu spielen. Mein Vater hatte kein Auto, ich kein Fahrrad. Da war es schwierig, über die Dorfgrenzen zu kommen.“ Schwaneberg spielte zunächst in der A-Jugend. Wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag im Januar 1963 lief der talentierte Nachwuchsspieler zum ersten Mal im Herrenteam des TSV in der 1. Kreisklasse Schaumburg-Lippe auf. „Ich war kein Filigrantechniker, eher ein Kampfschwein, ein robuster Manndecker, damals Vorstopper, der den Mittelstürmer ausschalten konnte.“ TSV-Spieler wie Kurt Reichelt, Manfred Wolpert oder Friedhelm Spieß haben ihn geprägt.

Durch Vermittlung von Arbeitskollege Hermann Koch wechselte Schwaneberg 1965 zum SV Engern in die Bezirksklasse. „Beim TSV Steinbergen und SV Engern hatten wir eine super Kameradschaft. Das war für mich eine sehr schöne und prägende Zeit. Ich entwickelte mich zum Team-Player, stellte meine besondere Klasse nie heraus.“

Der SV Obernkirchen lockte Schwaneberg 1969 in die Bergstadt. Dort spielte er drei Jahre in der Verbandsliga. 1970 wurde „Schwante“ von Hannover 96 ein Profi-Vertrag angeboten. „Ich habe lange überlegt, suchte bei Familie, Verwandten und Freunden Rat. Am Ende entschied ich mich für die sichere Variante, lehnte das Angebot ab und blieb Beamter bei der Deutschen Bundesbahn.“

Kapitän Schwaneberg (l.) feierte mit dem TuS fünf Meisterschaften.
Kapitän Schwaneberg (l.) feierte mit dem TuS fünf Meisterschaften.

Hans-Jürgen Schwaneberg (r.) wechselte 1971 zum TuS.
Hans-Jürgen Schwaneberg (r.) wechselte 1971 zum TuS.

Im Sommer 1971 wechselte Schwaneberg zum TuS Hess. Oldendorf in die 1. Kreisklasse Rinteln und spielte dort elf sehr erfolgreiche Jahre. „Als ich im Frühjahr 1971 auf dem Trecker saß und das Feld pflügte, stand plötzlich Siegfried Gottwald in Lackschuhen und feinem Zwirn am Feldrand. Der Macher beim TuS Hess. Oldendorf unterbreitete mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.“

Als Abwehrchef und Kapitän führte Schwaneberg die Mannschaft 1972 zum Aufstieg in die Bezirksklasse. Es folgte 1973 der Durchmarsch in die Bezirksliga. Nach dem 3. Platz in der Saison 1973/74 stieg der TuS als Meister der Bezirksliga im Jahr 1975 in die Verbandsliga auf. Dort wurde der TuS 1976 Vizemeister. Auch 1977 verpasste der TuS als Dritter der Verbandsliga den Sprung in die Landesliga. Trotzdem war es sportlich gesehen ein erfolgreiches Jahr für Hans-Jürgen Schwaneberg. Der TuS wurde mit „Schwante“ als Kapitän Bezirkspokal-Sieger und gewann auch den Niedersachsen-Pokal.

Der TuS Hess. Oldendorf wird 1975 mit Hans-Jürgen Schwaneberg (vorne 2. von rechts) Bezirksliga-Meister.
Der TuS Hess. Oldendorf wird 1975 mit Hans-Jürgen Schwaneberg (vorne 2. von rechts) Bezirksliga-Meister.

Im Jahr 1978 konnte der TuS endlich die Verbandsliga-Meisterschaft feiern und stieg in die Landesliga auf. Nach der Umstrukturierung der Staffeln, die Landesliga wurde zur Verbandsliga, belegte der TuS 1980 mit dem mittlerweile 35-jährigen Schwaneberg den 7. Platz in der Verbandsliga. Nach dem 10. Platz in der Saison 1980/81 feierte der TuS die nächste Meisterschaft. 1982 stieg der Gottwald-Club als Meister der Verbandsliga in die Oberliga. „Als für die erste Oberliga-Saison neue Spieler auch für den Abwehrbereich verpflichtet wurden, die bezahlt werden mussten, wurde ich aussortiert. Mit 37 Jahren war ich wohl zu alt für die Oberliga.“

Schwaneberg wechselte 1982 zum SC Rinteln in die Bezirksklasse, führte die Weserstädter mit seiner Routine 1984 in die Bezirksliga und ging 1985 als Spielertrainer zum Bezirksklassisten TuS Apelern. „Ich spielte von 1982 bis 1985 zwar beim SC Rinteln. Gleichzeitig übernahm ich für die Saison 1983/84 das Traineramt beim SV Goldbeck. Wir wurden Meister der 2. Kreisklasse und stiegen auf.“

Kapitän Schwaneberg 1972 bei der Einweihung der Flutlichtanlage im Waldstadion.
Kapitän Schwaneberg 1972 bei der Einweihung der Flutlichtanlage im Waldstadion.

Seine letzte Station als Spielertrainer und Trainer war der TSV Kathrinhagen. TSV-Präsident Rolf Maschmeier holte den 44-jährigen Routinier nach Kathrinhagen. Seine Aufgabe war klar formuliert. Schwaneberg sollte den TSV in die Bezirksklasse führen. In der Saison 1990/91 wurde der TSV Kathrinhagen in der Kreisliga Vierter. In der Saison 1991/92 lief es für Kathrinhagen noch besser. Als Vize-Meister nahm der TSV an den Aufstiegsspielen zur Bezirksklasse teil, scheiterte dort jedoch an Mörsen/Scharrendorf II.

Hans-Jürgen Schwaneberg war noch bis 1993 aktiv, spielte beim TSV zusammen mit seinem Sohn Lars in einem Team und beendete mit 48 Jahren seine Fußball-Laufbahn. Der Vollblut-Fußballer wollte, nicht wie andere, noch im hohen Alter an der Außenlinie stehen. Deshalb hat er danach nie mehr ein Engagement als Trainer angenommen.

In seiner langen Karriere als Fußballer wurde er immer von seiner Frau Annedore in seinem Tun und Handeln voll unterstützt. „Annedore hat mir immer den Rücken freigehalten. Fußball war mein Leben. Deshalb gab sie mir in Sachen Fußball alle Freiheiten. Dafür bin ich meiner Frau unendlich dankbar.“

Hans-Jürgen Schwaneberg (hinten 3. von rechts) wird mit dem TuS 1973 Bezirksklassen-Meister.
Hans-Jürgen Schwaneberg (hinten 3. von rechts) wird mit dem TuS 1973 Bezirksklassen-Meister.