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SC Rinteln: Erfolg macht sexy

SC Rinteln: Erfolg macht sexy

Foto: Der SC Rinteln jubelt und überrascht mit Platz zwei in der Bezirksliga.

Fußball. Dank der coronabedingten Aussetzung der Abstiegsregelung durfte der SC Rinteln auch in der Saison 2020/21 in der Bezirksliga auf Tore- und Punktejagd gehen. Und das Team von Trainer Uwe Oberländer mauserte sich zur großen Überraschungsmannschaft. So mutierte die Truppe aus einem Absteiger zu einem Aufstiegsanwärter. Nach neun von 14 Spielen rangieren die Rintelner in der Qualifikationsrunde auf dem 2. Tabellenplatz. Die Kicker vom Steinanger sind mit Spitzenreiter MTV Rehren A/R sogar punktgleich. Der Vorsprung des SCR auf die beiden Verfolger TSV Algesdorf und TSV Hagenburg beträgt – bei einem Spiel mehr – fünf beziehungsweise sechs Zähler. Und als Zweitplatzierter hätten die Rintelner einen Platz in der Aufstiegsrunde zur Landesliga sicher. „Wir wollen bei einer Saisonfortsetzung diesen Rang mit Haut und Haaren verteidigen“, kündigt Oberländer an.

Julian Bedey (links) und Sinan Boga überzeugen als „Kampfschweine“.
Julian Bedey (links) und Sinan Boga überzeugen als „Kampfschweine“.

Doch wie ist es zu dieser sensationellen Entwicklung innerhalb einer Transferperiode gekommen? Der SC Rinteln hat vieles richtig gemacht. Im Sommer kehrte mit Sinan Boga ein wichtiger Führungsspieler nach seinem einjährigen Gastspiel beim westfälischen Landesligisten RW Maaslingen zurück. „Er ist Gold wert für uns und tut der Mannschaft sportlich wie menschlich gut“, freut sich Oberländer über seinen Eckpfeiler. Auch Rückkehrer Kastriot Hasani stabilisiert die Defensive. Zudem entpuppte sich Torwart Metin Yetiz als Glücksgriff. Der Keeper spielte zuvor noch nie im Bezirk und avancierte mit tollen Paraden zum großen Rückhalt. Mit Ilir Mena verpflichte der SCR einen Superfußballer vom SV Hattendorf aus der 2. Kreisklasse. Dann legten die talentierten Eigengewächse einen explosionsartigen Entwicklungsschritt hin. Spieler wie Max Gahr oder Domenic Fahrenkamp sind feste Größen beim SCR. „Das Duo ist aufgrund ihrer unermüdlichen Laufarbeit für unsere Dreierkette immens wertvoll“, weiß der erfahrene SCR-Coach. Oberländer hatte Gahr vor der Saison gar nicht auf seinem Zettel. „Max ist in den letzten Jahren immer nur so in der Reserve mitgeschwommen. Durch eine Top-Vorbereitung ist er nun auf unserer rechten Seite gesetzt“, freut sich der Trainerfuchs. In den letzten Monaten hätten sich viele weitere Spieler positiv entwickelt und einen Leistungssprung vollzogen. Dazu gehören Julian Bedey, Jonas Kütemeyer und Kapitän Joscha Obst.

Max Gahr (rechts) ist die positive Überraschung bis zur Saisonunterbrechung.
Max Gahr (rechts) ist die positive Überraschung bis zur Saisonunterbrechung.

Ein weiterer Grund für den Rintelner Höhenflug ist die herausragende Mentalität innerhalb der Truppe. „Wir sind vielleicht fußballerisch nicht die Besten, aber wir geben nie auf. Das Team ist sehr trainingsfleißig, kampfstark und leidenschaftlich“, lobt Oberländer seine Elf für den starken Teamgeist. Vor Saisonbeginn wurde der Rintelner Trainer von seinem Vorstand fast für verrückt erklärt. „Für mich stand vor der Serie bereits fest, dass wir einen Platz in der Aufstiegsrunde anstreben werden. Dazu musste ich im Verein erst einmal Überzeugungsarbeit leisten“, erinnert sich Oberländer. Als dann die verkleinerten Staffeln präsentiert wurden, glaubte Oberländer fest an Rang eins oder zwei. „Bis auf den SC Uchte kann in der Schaumburger Staffel jeder jeden schlagen“, weiß der SCR-Coach. Und das bewahrheite sich auch in der Saison.

Neuzugang Metin Yetiz hält überragend und ist der große Rückhalt des SCR.
Neuzugang Metin Yetiz hält überragend und ist der große Rückhalt des SCR.

Der SC Rinteln legte mit drei Siegen aus drei Spielen einen Raketenstart hin. „Die Siege impften den Spielern Selbstbewusstsein ein“, verrät Oberländer. Mit unbändigem Kampf und hoher Laufbereitschaft schwamm der SCR auf einer Erfolgswelle. Nach neun Spielen steht nur eine Niederlage zu Buche. Das 1:3 beim TSV Hagenburg entstand in Unterzahl. Sechs Siege und zwei Unentschieden sammelte der SCR bis zur Saisonunterbrechung ein. „Ich kann nur den Hut vor der Leistung meiner Mannschaft ziehen“, ist Oberländer voll des Lobes.

Und der Erfolg macht sexy: So schloss sich David Schrader in der laufenden Saison dem SC Rinteln an. Der Sechser überzeugt mit seiner Dynamik, Zweikampfstärke, Aggressivität und seiner Ruhe am Ball. „David ist genau der Spielertyp, den wir noch gebraucht haben und er hat uns anderen Mannschaften vorgezogen“, freut sich Oberländer über den Neuzugang. Mit Schrader im Mittelfeld gelangen dem SCR zuletzt drei Siege in Folge. Und dabei blieben die Rintelner sogar ohne Gegentor. Im Winter stoßen zudem vom SV Engern Dennis und Nino Kirasic zum SCR. Damit kommt es zur Familienvereinigung mit Bruder Ivo. Und mit Jonathan Reuther wechselt ein weiterer Torhüter zum Tabellenzweiten. Er kommt vom Kreisligisten SG Liekwegen/Sülbeck/Südhorsten in die Weserstadt. „Im Moment haben wir zahlreiche Anfragen“, freut sich Oberländer über die zurückgewonnene Attraktivität des SCR. Im Hintergrund basteln die Rintelner an der nächsten spektakulären Rückholaktion. „Vielleicht gelingt uns noch ein Transfercoup für die Restsaison“, hofft Oberländer, ohne den Namen preis zu geben.

„Arbeitsbiene“ Domenic Fahrenkamp (rechts) besticht mit seinem unermüdlichen Einsatz.
„Arbeitsbiene“ Domenic Fahrenkamp (rechts) besticht mit seinem unermüdlichen Einsatz.

Natürlich sei es wichtig, dass die Menschen gesund bleiben und dass man die Pandemie in den Griff bekomme. Doch der langjährige SCR-Coach hofft auch, dass die Serie in der Bezirksliga ordnungsgemäß fortgesetzt werden kann. „Notfalls könnte es eine Saisonverlängerung geben“, meint Oberländer. Während des aktuellen Spiel- und Trainingstopps kurieren Dominik Schrader und Ilir Mena ihre Wehwehchen aus, die Mannschaft lädt den Akku wieder auf. Der SC Rinteln wird sich auf alle Möglichkeiten gewissenhaft vorbereiten. Aktuell bittet der SCR-Coach seine Jungs einmal die Woche zu einer Videokonferenz. „Es ist wichtig, den Kontakt zu halten“, weiß der Trainerfuchs. Mit Hilfe einer App müssen die Spieler ihre persönlichen Laufdaten einstellen. „Zweimal die Woche müssen sie sich bewegen, damit die Jungs ihr gutes Fitnesslevel halten. Die gute konditionelle Grundlage ist auch ein Geheimnis unseres Erfolges“, erklärt der SCR-Coach. Es wäre schön, wenn man sich im Dezember noch zu zwei oder drei Einheiten im Mannschaftsverbund treffen könne. „Nach so einer starken Performance wollen wir nicht so auseinander gehen“, berichtet Oberländer.

Der SC Rinteln befindet sich auf der Überholspur und will sich auch nicht mehr aus der Bahn werfen lassen. „Uns stehen noch die heißen Duelle in Algesdorf und in Rehren A/R bevor. Auch die Heimspiele gegen den TSV Hagenburg, VfL Bückeburg II und SC Uchte werden kein Zuckerschlecken. Aber genauso wird es für unsere Gegner auch nicht einfach, uns mit unserer überragenden Mentalität zu schlagen“, weiß Oberländer und hofft, mit seinen Jungs, den Rintelner Zuschauern noch viel Freude bereiten zu können. „Wir arbeiten hart an der Sensation Meisterrunde“, verspricht Oberländer.

Mit David Schrader (links) als Sechser landete der SCR in drei Spielen drei Siege und blieb jeweils ohne Gegentor.
Mit David Schrader (links) als Sechser landete der SCR in drei Spielen drei Siege und blieb jeweils ohne Gegentor.