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Saisonabbruch oder Fortsetzung? Das Warten geht weiter!

Saisonabbruch oder Fortsetzung? Das Warten geht weiter!

Foto: Viele Fußballer, wie auch Denis Müller vom SC Deckbergen-Schaumburg, müssen sich in Geduld üben. Der Entscheidungsprozess der Verantwortlichen im NFV, wie mit der Saison 2019/20 umgegangen wird, geht in die nächste Runde.

Fußball. Der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) setzt seinen Eiertanz fort. Am heutigen Samstag (16. Mai) fand für die Vereine der Bezirke Hannover, Braunschweig, Weser-Ems und Lüneburg zwei Webinare statt. Die Klubs hatten viele Fragen, doch das Warten der niedersächsischen Fußballer geht weiter: Erst am 20. Mai wird der Verbandsvorstand final die möglichen Varianten zum Umgang mit der Saison 2019/2020 festlegen.

In der offiziellen Presseerklärung des NFV heißt es: Mit Hilfe von zwei Webinaren hat der Niedersächsische Fußballverband am heutigen Vormittag bei seinen Vereinen für Klarheit und Aufklärung zu zentralen offenen Fragen mit Blick auf den bevorstehenden „Außerordentlichen Verbandstag“ gesorgt. Im Fokus standen die vier am vergangenen Montag vom NFV-Verbandsvorstand diskutierten Varianten zum weiteren Umgang mit der derzeit unterbrochenen Saison 2019/20. Dabei ging es insbesondere um Aufstiegs- und Abstiegsregelungen sowie umsetzbare Vorschläge, wie die kommende Saison ggf. mit einer deutlich erhöhten Zahl an Mannschaften durchgeführt werden kann.

Per Live-Chat erhielten zunächst die Vereine der Bezirke Braunschweig und Hannover und dann die Klubs der Bezirke Lüneburg und Weser-Ems die Gelegenheit, mit dem NFV in Verbindung zu treten, und sich mit ihren Fragen direkt an die ehren- und hauptamtliche Führungsspitze des NFV zu wenden.

Die Resonanz auf das Angebot des NFV war überwältigend. Zahlreiche Vereinsvertreter nutzten das Kommunikationsangebot und richteten rund 400 Fragen an die Verbandsvertreter. NFV-Präsident Günter Distelrath: „Die Vielfalt und das breite Spektrum der gestellten Fragen zeigt, dass es der richtige Weg war, sich in dieser Form mit unseren Vereinen auseinanderzusetzen. Der Chataustausch hat noch einmal sehr deutlich gemacht, wo die Präferenz der Vereine liegt, nämlich beim Abbruch der Saison.“

Zudem sagte Distelrath: „Wichtiger aber und letztendlich Ziel dieses erneuten Austausches sind die festgestellten Tendenzen in den erörterten Varianten. Insofern ist dies, glaube ich, ein weiterführendes und aussagekräftiges Meinungsbild für die weitere Diskussion im Verbandsvorstand.“

Wie groß die Resonanz der Vereinsvertreter war, zeigt allein die von NFV-Direktor Jan Baßler im Chat persönlich beantwortete Zahl von 169 Fragen. Zudem bearbeitete Marian Kobus (NFV-Teamleiter Spielbetrieb und Recht) die Eingänge im Chatroom. Die einzelnen Fragen der Vereine sowie die jeweiligen Antworten der NFV-Experten werden laut Baßler zeitnah auf der NFV-Homepage veröffentlicht.

NFV-Justiziar Steffen Heyerhorst hatte im Verlauf der Webinare die in den vergangenen Tagen hinlänglich kommunizierten Varianten eines Umgangs mit der laufenden Saison vorgestellt und deren Vor- und Nachteile sowie mögliche Auswirkungen auf die Folgesaison erläutert. Folgende Szenarien stehen zur Debatte:

Variante eins: Saisonabbruch 2019/20 mit Auf- und Abstieg nach Quotienten-Regelung (Der Quotient ist das Ergebnis der erreichten Punkte geteilt durch die Anzahl der ausgetragenen Spiele).

Variante zwei: Saisonabbruch nach Quotienten-Regelung mit Aufstieg, aber ohne Abstieg.

Variante drei: Saisonabbruch durch Annullierung (kein Auf- und Abstieg).

Variante vier: Fortsetzung des Spieljahres 19/20.

Viele Fragen wurden häufiger gestellt, so dass Baßler anhand von fünf (Webinar Braunschweig/Hannover) bzw. neun (Webinar Lüneburg/Weser-Ems) Fragen das zuvor erhobene Fragenbild zusammenfasste. Zur Frage: „Wie wird die Abstimmung auf dem Verbandstag genau gewertet“, sagte er. „Das Abstimmungsszenario ist in unserer Geschäftsordnung geregelt. Vorausgesetzt, dass diese Varianten als Anträge auf dem Außerordentliche Verbandstag zur Vorlage kommen, sieht die Ordnung vor, dass über die Anträge nacheinander abgestimmt wird. Beginnen müsste man den am weitreichendsten Eingriff in unsere Satzungen und Ordnungen, nämlich der Annullierung der Saison. Damit dieser Antrag wirksam würde, bräuchte es 50,1 Prozent. Erreicht man diese nicht, würden wir über die nächste Variante abstimmen lassen. Die Fortsetzungsvariante hätte den kleinsten Eingriff zur Folge, so dass sie erst dann zur Abstimmung kommen würde, wenn keine der drei anderen Varianten eine Mehrheit erhält.“

In diesem Zusammenhang stellte Jan Baßler aber zugleich heraus: „„Bei den vier Varianten handelt es sich keineswegs bereits um Anträge, sondern um die Clusterung der vor allem von den Vereinen eingereichten Vorschläge. Insgesamt haben uns über 100 Varianten erreicht, die wir jetzt erst einmal in diesen vieren zusammengefasst haben.“ Hierzu bemerkte Distelrath: „Ohne der Entscheidung des Verbandsvorstandes vorzugreifen, lässt sich aber jetzt bereits sagen, dass von diesen Varianten nicht alle vier auf dem Verbandstag eingereicht werden.“

In seiner Begrüßung hatte der NFV-Präsident die Gelegenheit genutzt, um mit einigen falschen Thesen aufzuräumen, die in den vergangenen Tagen verbreitet worden waren. „Es wurde in den letzten Tagen vor allem geschrieben und auch immer wieder gesagt, der NFV versuche, um jeden Preis, die Variante einer Saisonfortsetzung im Rennen zu halten, was schlichtweg nicht richtig ist. Ich möchte daran erinnern, dass wir nach einem einstimmigen Beschluss im Verbandsvorstand zu einer möglichen Fortsetzung der Saison auf Kreisebene mit allen Vereinen in einen Dialog getreten sind und ein Meinungsbild erhoben haben. Dieses Meinungsbild hat ergeben, dass 70% keine Fortsetzung wollen.“

Nichtsdestotrotz wies der Präsident darauf hin, dass bei 30 Prozent Befürwortern der Fortsetzungsvariante die Wahrscheinlichkeit nicht klein sei, „dass von Vereinsseite ein Antrag auf Fortsetzung zum Verbandstag im Rahmen der Antragsfrist kommen könnte. Allein aus dieser Position heraus war es schon geboten, die Variante zumindest mit aufzuführen, ohne sie beim heutigen Webinar aber in den Vordergrund zu stellen.“ Und der Präsident reagierte auch auf die vielfach im Chat geäußerte Kritik hinsichtlich des langen Zeitraums bis zum außerordentlichen Verbandstag. „Zunächst einmal glaube ich, dass es richtig war, die Auswirkungen der behördlichen Anordnungen auf unsere Varianten noch abzuwarten bzw. mitzunehmen. Ich denke, keiner von uns ist am 28. April davon ausgegangen, dass es so weitreichende Lockerungen, wie wir sie in der Geschwindigkeit erlebt haben und aktuell erleben, geben würde. Dass ein Trainingsbetrieb in voller Mannschaftsstärke unter Wahrung der Distanzregeln wieder möglich sein würde, konnte kaum angenommen werden.“

Gerade die angebotene Lösung des Verbandsvorstandes mit der Fortsetzung war die einzige schnelle Möglichkeit, die laut Distelrath außerhalb – also ohne Verbandstag – möglich gewesen wäre. „Heute wissen wir, dass die Vereine mehrheitlich dies nicht wollen und den Abbruch präferieren. Uns liegt ein speziell für den NFV erstelltes juristisches, 48-seitiges Gutachten vor, welches für die Entscheidung über den Abbruch ganz klar das Erfordernis eines Verbandstages vorsieht. Und ich denke, niemand kann von teilweise selbst in der Haftung und Verantwortung stehenden ehrenamtlich tätigen Privatpersonen im Präsidium erwarten, dass sie dieses Gutachten ignorieren bzw. sogar gegen dieses Gutachten handeln und sich und ihre Familie damit in die Gefahr von persönlicher Haftung bringen.“

Die Regelungen des NFV fordern für einen außerordentlichen Verbandstag eine Ladungsfrist von zehn Wochen. Der NFV hat sich jetzt entschlossen, diese auf fünf Wochen zu kürzen, also zu halbieren. Günter Distelrath: „Es ist also, wie ich finde, schon mit einer Prise Unkenntnis und Ungerechtigkeit verbunden, zu behaupten, dass der NFV den Prozess wissentlich verschleppt, zumal für die Organisation eines erstmaligen virtuellen Verbandstages mit über 300 Delegierten schlichtweg auch Zeit benötigt wird, um diesen technisch und rechtlich sicher hinsichtlich der verschiedenen Anträge vorzubereiten.“

Wie heterogen aber auch in dieser Hinsicht das Meinungsbild unter den niedersächsischen Vereinen ist, verdeutlichte die Frage: „Warum versuchen Sie voreilig eine Entscheidung zu treffen? Macht es nicht mehr Sinn die Entscheidung erst vier Wochen vor dem Zeitpunkt zu treffen, an dem feststeht, dass wir wieder spielen können?“ Baßler: „So, wie viele jetzt sagen, wir brauchen eine schnelle Entscheidung, sind wir aber auch auf Vereinsvertreter getroffen, die sagen, jetzt lasst uns aber mal ruhig bleiben. Planungssicherheit haben wir so oder so nicht, weil wir nämlich gar nicht wissen, wann wieder gespielt werden kann. Im Juni, im September oder gar erst im nächsten Jahr.“

Am 20. Mai wird sich der Verbandsvorstand unter Berücksichtigung der Kenntnisse aus den heute durchgeführten Webinaren final mit der konkreten inhaltlichen Ausgestaltung der möglichen Varianten zum Umgang mit der Saison 2019/2020 festlegen.