Vladimir Pinjuh spielt seit 74 Jahren Tischtennis und ist seit 55 Jahren Fan des FC Bayern München
Foto: Seit 55 Jahren ist Vladimir Pinjuh glühender Fan vom FC Bayern München und tippt für Sonntag auf einen 2:0-Erfolg gegen RB Leipzig.
Tischtennis. Beim Tischtennis hat er viele Gegner schier zur Verzweiflung gebracht. Seit 74 Jahren betreibt Vladimir Pinjuh die Sportart mit dem weißen Zelluloidball und hat viele Rekorde gebrochen. Doch der 82-Jährige hat eine weitere, unbekannte Leidenschaft: Er ist glühender Fan des FC Bayern München. „Ich bin Fan der ersten Stunde, ohne Fanclub und Mitgliedschaft, aber treu durch und durch. Seit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga ist der Deutsche Rekordmeister mein Lieblingsklub in Deutschland“, verrät Pinjuh.
Pinjuh wuchs als Jüngstes von vier Kindern auf. Die Familie wohnte in Opatija an der Adriaküste. Der junge Vladimir entwickelte ein großes Faible für den Tischtennissport, hatte Talent und schaffte es bis in die 1. jugoslawische Liga. Seinen ersten Tischtennisschläger habe er als Neunjähriger in die Hand bekommen. „Ein breites Holzbrett auf zwei Fässer gelegt, war unsere Tischtennisplatte, der Ball, mehrfach mit Aceton geklebt, sprang wie eine Kartoffel“, erinnert sich Pinjuh. 1962 kam er in Rinteln an. Pinjuh sah seine berufliche Zukunft in der Tourismusbranche, Opatija war mit 60 bis 70 Hotels voll darauf ausgerichtet. „Ich wollte in Deutschland meine Sprachkenntnisse verbessern und nur ein bis zwei Jahre bleiben“, erinnert sich das Tischtennis-Ass zurück. Doch es kam ganz anders: Er lernte seine bereits verstorbene Frau Hannelore kennen und blieb in der Weserstadt hängen. Der Sport half ihm, schnell die Brücke in die Gesellschaft zu schlagen. Er überzeugte die Rintelner Tischtennisspieler von seinen Fähigkeiten und sackte viele Titel ein. Neun Mal hintereinander wurde er Kreismeister, zudem kamen weitere zahlreiche Podestplätze bei Bezirksmeisterschaften. Pinjuh ist heute noch regelmäßig in der Turnhalle in Todenmann anzutreffen und misst sich mit viel jüngeren Gegnern. „Klar sind die Jungs fixer“, sagt Pinjuh, aber mit seiner Routine habe er trotzdem noch eine Chance und manchen Jungspund besiegt.
Pinjuh ist ein Rekordhalter im Tischtennis, deshalb passt seine Liebe zum deutschen Rekordmeister FC Bayern München wie der Deckel auf den Topf. „Mich hat der Verein mit seinen Erfolgen und Führungsqualitäten des Vorstandes um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge stets beeindruckt“, verrät Pinjuh. 29 Meistertitel und siebenfacher Meister in Folge sprechen eine deutliche Sprache. Erfolge erzeugen Neid und Missgunst, deshalb diskutiert Pinjuh gerne mit den Bayern-Gegnern. „Da muss ich manchmal viel Kritik einstecken“, weiß er. Der 82-Jährige ist von der sozialen Ader der beiden langjährigen Hauptdarsteller Hoeneß und Rummenigge sehr angetan. „Das Duo hat viel Gutes getan“, sagt Pinjuh. Er liebt die Gespräche, die Diskussionen. Noch heute hat er in seiner früheren Heimat einen sehr guten Freund. „Ich spreche fast täglich mit Nino. Er ist auch Bayern-Fan und dann diskutieren wir die Bundesliga-Ergebnisse auf höchster Ebene durch“, sagt Pinjuh mit einem Schmunzeln im Gesicht. Besonders kontrovers würde es, wenn es um Vergleiche zwischen Deutschland und Kroatien im Handball gehe. „Aber es bleibt immer freundschaftlich. Die ist unantastbar“, sagt Pinjuh. Der Sport schaffe die besten Fundamente für eine tiefgründige Freundschaft.
Wie jeder Fan freut sich Pinjuh auf das Gipfeltreffen am Sonntag (9. Februar) zwischen seinem FC Bayern München und Herausforderer RB Leipzig. „Wir sind wieder in der Spur, das wird ein tolles Spiel auf allerhöchstem Niveau“, ist sich der Fußball-Fan sicher. Neben Leipzig sieht Pinjuh die Dortmunder Borussia als größten Widersacher im Kampf um die Meisterschaft. „Die Bayern sind wieder in Fahrt gekommen, deshalb gewinnen wir das Top-Spiel mit 2:0“, rechnet Pinjuh fest mit einem Bayern-Erfolg und mit dem achten Meistertitel in Folge. „Und ich werde mich noch über weitere Meisterschaften freuen können, denn ich plane mindestens 100 Jahre alt zu werden“, sagt Pinjuh zum Abschluss mit einem Augenzwinkern.
